Der Klingelteller

Das antimagnetische Schwungrad CB 788 des Thorens TD 124 aus Zinkguss, das ab Anfang der 1960er Jahre – also bereits für die mittleren bis späten Laufwerke der ersten Serie – lieferbar war, neigt leider zum Klingeln. Um den Glockenklang zu vernehmen, braucht man nur an dessen Rand zu klopfen. Das lediglich 3 Kilogramm wiegende CB 788 ist daher dem 4,5 Kilogramm schweren Schwungteller aus Gusseisen klanglich unterlegen. Auch nicht schön: Stroboskopische Drehzahlkontrolle ist hier nur bei 33 ⅓ U/min gegeben.

Das antimagnetische Schwungrad des TD 124 kostete beim deutschen Importeur Paillard Bolex in München zirka 85 DM. Thorens hat das CB 788 nur auf Druck des Marktes als Sonderzubehör angeboten

Häufig fehlt bei Angeboten des CB 788 der Adapter, ohne den man den Zinkteller nicht mit der Hauptachse des TD 124 verbinden kann. Eine Reproduktion war von Hanze HiFi erhältlich, doch leider ist dieses wichtige Teil im niederländischen Zwolle inzwischen „out of stock“.

Ein CB 788 aus Frankreich fand im Online-Auktionshaus für 300 Euro einen neuen Besitzer. Auch hier war das unverzichtbare Zwischenstück nicht dabei …

Gern wird das CB 788 als „Upgrade“ bezeichnet – um es an Ahnungslose teuer zu verkaufen. Wer auf die antimagnetische Eigenschaft des Tellers zum Betrieb seines MC-Tonabnehmers oder des Decca ffss Wert legt, ist mit dem massiven, fünf Kilogramm schweren Schwungrad von SWISSONOR besser bedient – das obendrein stroboskopische Drehzahlkontrolle bei allen vier Geschwindigkeiten erlaubt.

Öfter wird behauptet, der graue Thorens TD 124/II sei serienmäßig mit dem antimagnetischen Schwungrad ausgerüstet worden. Vor allem aus angelsächischen Ländern hört man diese These. Aber auch das stimmt so generell nicht. Lediglich der englische Importeur Metro Sound hatte mit Rücksicht auf das auf der Insel weit verbreitete Decca ffss die für Großbritannien bestimmten Laufwerke grundsätzlich ab Werk mit dem CB 788 bestellt – was zu der verallgemeinernden, jedoch irrigen Annahme führt. Aufgrund seines starken Magneten ist das Decca- System auf dem originalen Eisengussteller nicht einsetzbar.

Fehlkauf aus Geiz

Inzwischen offeriert ein Anbieter in den Niederlanden einen antimagnetischen Teller aus Edelstahl für 700 Euro – und erfreut sich bei den vielen preiskritischen Bastlern, die in eine professionelle Revision ihres TD 124 nichts investieren wollen, reger Nachfrage. Nach Auskunft von SWISSONOR-Inhaber Urs Frei klingen solche Edelstahl- oder Inoxteller „wie Glocken“ nach und sind deshalb ungeeignet.

Nur auf den Preis zu schielen und wegen des Unterschieds gegenüber dem Original aus der Schweiz einen Fehlkauf zu riskieren – das käme für mich nie in Frage. Ganz zu schweigen vom schlechten Stil, Urs Frei mit seinem hochwertigen Schwungteller im Regen stehen zu lassen – statt den unternehmerischen Mut, ein dermaßen spezielles Teil für einen sehr begrenzten Käuferkreis zu produzieren, durch den Kauf des Tellers auch zu honorieren.

Wir sollten doch alle froh sein, dass ein Qualitätsanbieter für TD-124-Teile wie SWISSONOR überhaupt existiert. Überlegen Sie mal, für wie viele selbst hochwertige Plattenspieler aus den 1960er und 1970er Jahren es heute keine Ersatzteile mehr gibt …

Das SWISSONOR-Schwungrad ist der einzige Plattenteller ohne magnetische Wechselwirkung zum Pick-up, bei gleicher Masse und Dämpfung wie der Originalteller

Dass es mit der simplen Wahl antimagnetischen Edelstahls für den Schwungteller nicht getan ist, verdeutlicht die Produktbeschreibung von Schopper:

„Der einzige nichtmagnetische Werkstoff, der alle geforderten Eigenschaften aufweist ist austenitisches Gusseisen mit Lamellengraphit. Diese Legierung wurde für die Herstellung von Antriebsteilen für Minensuchboote der US Marines entwickelt und weist gegenüber dem von Thorens in der Serienproduktion verwendeten Grauguss einen um 98 % reduzierten Restmagnetismus auf. Dabei sind die Werte der gewünschten Eigenschaften, wie Dichte, Stabilität und Dämpfung mindestens gleich oder besser. Mit dem vorliegenden Produkt ist endlich ein Hauptplattenteller erhältlich, der – bei praktisch gleichem Gewicht – den Serienteller in allen Belangen übertrifft. Kompromisslose Rohstoffauswahl, modernste Metallurgie, präzise Bearbeitung, zeitgemässe Oberflächenveredelung durch Kataphorese, sowie die originalgetreu aufgetragenen Stroboskopmarkierungen zeichnen diesen hochwertigen Ersatz aus. Wobei alle Arbeiten an renommierte, in der Schweiz ansässige Firmen vergeben werden konnten. Der neue, nichtmagnetische Hauptplattenteller für den TD 124 der Serien I und II bietet gegenüber dem Serienteller von Thorens zusätzlich den Vorteil größerer Dynamik, einen ruhigeren, ausgewogeneren Klangcharakter, höhere Auflösung und einen strafferen Bass.“