„Top-Grade Performer“

Die außergewöhnliche Qualität des Thorens TD 124 schlägt sich während seiner zehnjährigen Bauzeit in zahlreichen positiven Testberichten der internationalen HiFi-Presse nieder.

„Die mechanische und fabrikationsmäßige Ausführung des Plattenspielers zeigt bis ins kleinste Detail große Sorgfalt und Fachkenntnis“, äußert sich Jörg Pinsker schon kurz nach Erscheinen des Thorens TD 124 in der schweizerischen Zeitschrift Radio Service. „Sein Lauf ist nahezu geräuschlos.“

Zeitschrift Radio Service, Ausgabe I/II 1958: Das dramatisch wirkende Titelbild vor der Alpenkulisse zeigt den getesteten Thorens TD 124 mit glatter Seriennumer 1500 in einer der ST-104 nachempfundenen Zarge. Bestückt ist das Laufwerk mit dem englischen Tangential-Tonarm Burne-Jones Super 90, magnetisch-dynamischem Tonkopf Philips 3021 und dem englischen Plattenbesen Dust Bug. Das eindrucksvolle Motiv stammt aus dem Archiv von Robert Thorens

Die Konstruktion, so Pinsker, weise viele interessante Eigenheiten auf, um den mannigfachen, keineswegs immer leicht zu erfüllenden Bedingungen und Wünschen gerecht zu werden. „Die Elemente der Antriebseinheit laufen sich mit der Zeit so perfekt aufeinander ein, dass die von Thorens propagierten Daten übertroffen werden.“

Als eines der „äußerlich am meisten begeisternden HiFi-Produkte“ und in seiner Erscheinung schlicht „businesslike“ beschreibt die amerikanische Zeitschrift High Fidelity im Januar 1958 den Thorens TD 124 und nennt ihn einen „Top-grade Performer“.

„Die Qualität der Fertigung ist beim TD 124 so hoch, dass man sich kaum vorstellen kann, dass dieser Plattenspieler in größeren Stückzahlen gebaut wird“

Die Bauteile des Thorens TD 124, so High Fidelity, passten zusammen wie von Hand geschliffen. „Alle Hebel und Nocken unter dem Chassis ergeben ein perfektes Zusammenspiel.“

Ähnlich positiv im Juni 1958 die US-Selbstbauzeitschrift Zeitschrift Audiocraft: „Es scheint uns, als ob die Konstrukteure ein Plattenlaufwerk entwickeln wollten, das alle nur erdenklichen Ansprüche erfüllt – und das zu einem nachvollziehbaren Preis.“

„Obwohl der Spieler keine grundlegenden Neuerungen aufweist, ist die Genialität seiner Konstruktion und handwerkliches Können bei der Herstellung offensichtlich“

Einziger Kritikpunkt für Audiocraft ist die Tatsache, dass sich die Plattentellerachse bei abgehobenem Hilfsteller weiter dreht. „Hat eine Langspielplatte ein enges Mittelloch, besteht die Gefahr, dass sie auf dem gestoppten Teller weiter rotiert. Außerdem kann das Mittelloch ausleiern, wenn bei laufendem Motor die Schallplatte längere Zeit auf den arretierten Hilfsteller liegt.“

„Thorens TD 124 Transcriptor“

„Das ist in der Tat ein Rolls-Royce unter den Transkriptions-Plattenspielern.“ Damit leitet Ralph West in der britischen Fachzeitschrift Hi-Fi News seinen Test des Laufwerks ein.

„Wer dem TD 124 gerecht werden will, dem gehen die Superlative aus bevor er seinen Bericht zu Ende geschrieben hat“, lobt der Tester im Juni 1959

Angetan ist West vor allem von der sorgfältigen Ausführung einiger Details: “Obwohl dünn und leicht, läuft der Aluminiumteller ohne erkennbaren Höhenschlag. Die in das Chassis eingelassene Kreislibelle arbeitet sehr präzise. Mit ihr lässt sich selbst eine Abweichung des Laufwerks aus der genau horizontalen Lage von einem Sechstel Grad noch genau erkennen.“

Die vier Befestigungsschrauben des Chassis seien lang genug, damit das Laufwerk beim Service auch ohne Zarge auf diesen stehen kann. „Die nützliche Einrichtung zeigt, wie sehr der Hersteller bei der Konstruktion des TD 124 über sämtliche Einzelheiten nachgedacht hat.“

Bereit zum Service: Thorens TD 124 auf Gewindestangen

Gefallen findet der Tester auch an der Bedienungsanleitung: „Das Heft informiert nicht nur, wie und mit welchen Schmiermitteln das Laufwerk zu ölen ist. Es liefert auch genaue Anweisungen, wie man das Hauptlager von Öl entleert, reinigt und neu füllt, sollten Schmutzpartikel in dieses eingedrungen sein.“

Schaubild der Betriebsanleitung vom ersten Produktionsjahr 1957: Hier hat das Laufwerk noch nicht die kreisrunde Aussparung im Chassis der späteren Modelle

Positiv fällt ihm weiter auf, dass nicht nur Anweisungen zum richtigen Auspacken, sondern auch zum Verpacken des TD 124 gegeben werden. „Ein kleines Detail nur, aber eines der vielen Dinge, die hier zwischen ‚gut‘ und ‚exzellent‘ entscheiden.

„Alles an diesem Plattenspieler funktioniert makellos“, schließt Ralph West seinen Bericht. „Mit dem TD 124 ist mir zum ersten Mal ein Laufwerk untergekommen, bei dem man nicht nur mit dem Stroboskop eine bestimmte Geschwindigkeit genau einstellt und die drei anderen dann ebenfalls exakt eingehalten werden. Sondern bei dem dies selbst dann gegeben ist, wenn man zwischen den Geschwindigkeiten häufig hin- und hergeschaltet hat. Deshalb kann ich diese Maschine unseren Lesern nur wärmstens empfehlen. Ich bezweifle, dass sie eine bessere finden werden.“

„Hohes Maß fachmännischer Arbeit“

Unter der Überschrift „Six High-Grade Turntables“ bringt die britische Zeitschrift Hi-Fi Sound im Dezember 1969 einen Sammeltest. Darin werden die Laufwerke Connoisseur BD 1, Garrard 401, Goldring G 99, Sony TTS-3000, ein weiteres mir unbekanntes Japan-Modell sowie der aus Importbeständen immer noch fabrikneu erhältliche Thorens TD 124/II einem Vergleich unterzogen.

Alle Testkandidaten werden in Verbindung mit der für die damaligen Spitzenlaufwerke lieferbaren SME-Zarge 2000 erprobt, die in Teak-, Walnuss- und Rosenholzfurnier erhältlich war.

Testkandidat Thorens TD 124/II in Teak-Zarge SME 2000 – hier mit Tonarm SME 3009-R – aus meinem Bestand. Gängig war diese majestätische Konsole in Großbritannien mit dem Garrard 401. Die Kombination mit dem TD 124 ist selten – in Deutschland war sie gar unbekannt

Der mit dem Sammeltest beauftragte Redakteur John Wright lobt die Qualtität des untersuchten Thorens TD 124/II, vor allem dessen kurze Hochlauf- und Aufwärmzeit. Er zeichnet aber auch ein gemischtes Bild.

John Wright: „Von allen untersuchten Laufwerken enthält der Thorens das größte Maß an Präzisionsteilen“

Etwas kritisch sieht Wright das kombinierte Antriebssystem: „Gegenüber dem Antrieb des Garrard 401 bedeutet das Zwischenrad ein zusätzliches, sich bewegendes Teil.“ Halte man sein Ohr in die Nähe des Laufwerks, so sei das Laufgeräusch von Stufenantriebs- und Reibrad („swish of the engine“) gerade noch zu hören.

Bemängelt wird der etwas schwergängige Knebel für das An- und Abschalten des Laufwerks beziehungsweise für die Geschwindigkeitswahl. Auch empfindet Wright den Kupplungsmechanismus bei Verwendung moderner Leichtgewicht-Tonabnehmer in seiner Wirkung als etwas ruppig.

Testredakteur John Wright bei der lauftechnischen Untersuchung des Garrard 401 in der SME-Zarge 2000

Zum Abschluss seiner Untersuchungen gibt sich Wright aber versöhnlich: „Der Thorens TD 124/II genießt einen wohlverdienten Ruf für seine Zuverlässigkeit. Ein Blick auf die Konstruktion zeigt uns, warum. Gleichzeitig ist man zu fragen versucht, wie sich ein solch hohes Maß an fachmännischer Arbeit zu diesem Preis realisieren lässt.“

Bestnoten der deutschen Presse

Im deutschsprachigen Raum erscheint seit 1956 die Zeitschrift fono forum, die sich hauptsächlich der klassischen Musik widmet. Obwohl Klassikfreunde HiFi-Technik eher als notwendiges Übel denn als lustvolle Beschäftigung betrachten, publiziert das „Forum“ erstaunlich viele fachtechnische Beiträge.

So stellt das Magazin den Thorens TD 124 im Lauf der Jahre in nicht weniger als drei ausführlichen Testberichten vor. Der Report mit der Überschrift „Ein Plattenspieler für höchste Ansprüche“ datiert vom Juli 1960. Es ist der erste HiFi-Testbericht, der in einer deutschen Zeitschrift erscheint.

„Ein solches Präzisionsgerät wäre zu schade für ein durchschnittliches Tonabnehmersystem.“ Chefredakteur Ernst Pfau stellt dem TD 124 im Juli 1960 Bestnoten aus. Den seltenen Sonderdruck aus meinem Archiv hat der Frankfurter Thorens-Importeur Herbert Anger an interessierte Kunden verteilt

Gerät für „HiFi-Besessene“

Fast reißerisch wirkt die Überschrift des zweiten Berichts im fono forum aus dem Jahr 1963: „Für HiFi-Besessene: Thorens, SME und Decca“. Darin testet Peter Lux den Thorens TD 124 in Verbindung mit dem Tonarm SME 3012 und dem „Stereo-Abtastsystem Decca ffss Mk. 2“, das am SME-Arm mittels Adapter betrieben werden kann.

Deutscher SME-Importeur vor Übernahme des Vertriebs durch die Braun AG (1963) war das Klavierhaus Döll in Hannover, das eine HiFi-Abteilung für britische Marken unterhielt

„Der Thorens TD 124 vereint durch seine Konstruktion höchste Präzision und Robustheit mit Einfachheit der Bedienung und elegantem Aussehen“, schreibt Peter Lux. Nicht selten werde er auch im kommerziellen Betrieb in Rundfunk- oder Aufnahmestudios verwendet.

Gelobt wird die Möglichkeit, den Teller für den Wechsel von Schallplatten zu stoppen, ohne dabei das Laufwerk anzuhalten: „Durch gleichbleibende Betriebstemperatur und Schmierungsbedingungen erreicht man optimale Konstanz der Geschwindigkeit.“

„Nicht mehr zu verbessernd“

1966 widmet sich Peter Lux abermals dem TD 124 – diesmal in der grauen Version II. „Ich hatte Gelegenheit, diese Studiomaschine für den anspruchsvollen Amateur erneut zu erproben, und musste feststellen, dass der TD 124/II an keiner Stelle entscheidend verändert worden ist. Die Konstruktion war eben vor Jahren schon so ausgereift, dass sie praktisch nicht mehr zu verbessern ist.

Lob erhält der zweiteilige Plattenteller, mit dem es möglich ist, zeitlich sehr exakt mit dem Abspielen einzusetzen. „Tonband- oder Schmalfilm-Amateure wissen das zu schätzen.“ Positiv auch das Urteil von Lux über das seitlich am Chassis montierte Tonarmbrett, mit dem sich verschiedene Arme auf der Maschine rasch austauschen lassen. „Für Testzwecke bietet sich der TD 124 dadurch geradezu an.“

Kommentare der HiFi-Stereophonie

Obwohl der Thorens TD 124 langjähriger Referenz-Plattenspieler der führenden deutschen Zeitschrift HiFi-Stereophonie ist, erscheinen dazu nur spärliche Kommentare – mit der seltsamen Begründung, dass das Laufwerk älter als die Zeitschrift sei. Die Redaktion, so scheint es, schätzt den TD 124 als Arbeitsgerät zwar überaus, macht aber davon kein Aufheben.

HiFi-Stereophonie vom Februar 1964 mit dem großen Plattenspieler-Sammeltest Teilnehmer: Dual 1009, Perpetuum-Ebner 33 studio, Garrard 301, Bang & Olufsen 609 V, Empire 208, Bang & Olufsen 609 VF, Connoisseur Craftsman, Weathers K 66, Elac Miraphon 17 H, Lenco L 70, Braun PCS 5. Unten rechts Thorens TD 124 – der mit Zarge ST 104 und langem Tonarm SME 3012/II auf breitem Armbrett PLG 104 abgebildet ist

Im Februar 1964 veröffentlicht das Fachorgan aus Karlsruhe im Rahmen eines Plattenspieler-Sammeltests lediglich eine kurze Produktbeschreibung sowie einige Messdaten. Der TD 124 liegt im Gleichlauf ganz knapp hinter dem Braun PCS 5 an zweiter Stelle und beim Rumpelabstand um ein Dezibel vor dem Dual 1009.

Mit dem Nachfolger TD 124/II befasst sich das Zentralorgan aller HiFi-Adepten im Juni 1966 ebenfalls nur knapp. Kontrollmessungen von Chefredakteur Karl Breh ergeben, dass nicht nur die konstruktiven Merkmale, sondern auch die Laufwerkseigenschaften die des Vorgängers geblieben sind.