Außergewöhnliche Lösungen

Handwerkliches Geschick hatte Peter Feldmann von Kindesbeinen an: Schon als Achtjähriger griff er zur Laubsäge, baute seine erste Box und bastelte mit vom Sperrmüll geholten Radios.
Auch während seines Studiums der Elektrotechnik beeindruckte Feldmann mit seinem Tüfteltalent. Nach einem Aushilfsjob übertrugen Oskar Knecht und Thomas Messer, die beiden Inhaber des HiFi-Studios OKM in Eschborn, dem Technikbegabten den wichtigen Werkstattbereich.
Heute arbeitet Peter Feldmann von seinem Heim in Bad Homburg aus. Was verbirgt sich hinter seiner Einmannfirma mit dem spröden Untertitel „Elektronische Anlagen“?
Zunächst sind das die von ihm entwickelten klangsteigernden Kabel, Netzleisten sowie Zubehörteile, die er selbst anfertigt und an Highend-Kunden verkauft.
Dann die Multiroom-Lösungen, die er in Zusammenarbeit mit Architekten und Baufirmen plant und realisiert. So verhalf der geborene Duisburger schon einer Finca auf Mallorca und einer Yacht im Mainzer Rheinhafen zu Wohlklang in allen Räumen beziehungsweise Kajüten. Einen ganzen Großmarkt rüstete er mit verkaufsfördernder musikalischer Untermalung aus.
Für die Liebhaber von Plattenspieler- und Tonarmklassikern sind vor allem die von Feldmann gebotenen Dienstleistungen, Sonderlösungen und Spezialanfertigungen interessant. Sein Aufgabengebiet reicht von der einfachen Reparatur eines Lenco L 75 über das Anfertigen einer neuen Motordämpfung für das Acoustical-Laufwerk bis zu aufwendigsten Umbau- und Tuningmaßnahmen an allen HiFi-Geräten und Lautsprechern.
„Freunde der analogen Musikwiedergabe erhalten von mir einen Service, der vom Einjustieren von Tonarm und Tonabnehmer bis zu kompletten Neuaufbauten reicht“, verspricht Peter Feldmann auf seiner Homepage:
https://www.feldmann-hifi.de/leistungen/phono/
„Oft wird auch ein altes Schätzchen, das über Jahre vergessen in einer Ecke geschlummert hat, zu neuem Leben erweckt. Fehlende Teile oder spezielle Zubehörteile sind entweder zu besorgen oder werden in eigener Werkstatt angefertigt, lackiert oder verchromt und montiert.“
Dafür stehen dem Mann neben fundiertem Wissen, Ideenreichtum und ausgeprägtem Tüfteltalent entsprechende Maschinen und Werkzeuge zur Verfügung. Seine Präzisionsarbeiten in Metall, Holz und Kunststoff sind schlicht beeindruckend.
Montage von Tonarmen und Pickups
Mancher Besitzer eines Thorens TD 124 oder TD 121 möchte von der bei diesen Modellen gebotenen Möglichkeit Gebrauch machen, mehrere Tonarme anzuschaffen, diese auf zusätzlich gekaufte Bretter vorzumontieren und auf dem Laufwerk nach Gutdünken zu verwenden.
Doch wer ein passendes historisches Modell gefunden hat, wird selbst von manch äußerlich gut erhaltenem Exemplar enttäuscht. Häufig haben alte Ortofon- oder US-Tonarme, wenn sie denn mal in Top-Zustand im Online-Auktionshaus auftauchen, kein spielfertiges Anschlusskabel.
Sehr typisch für Bastlerangebote: das fehlende Anschlusskabel

Solche Arme sind also alles andere als „plug and play“. Stattdessen hängen unten aus dem Armsockel nur vier dünne Kabel heraus. Der Käufer kann dann zusehen, wie er den Arm zum Spielen bringt.

Kein Problem für Peter Feldmann: Er fertigt nicht nur das passende Kabel samt Erdung an, sondern auch die wichtige Abschirmhülse aus Aluminium, die er mit dem Armbrett passgenau verschraubt
Ziel ist der brummfreie Betrieb – eine Wissenschaft für sich, die mitunter individuelle oder gar unkonventionelle Lösungen erfordert und die der Experte perfekt beherrscht.
Viele betagte Tonarme haben noch andere „Wehwehchen“:
Berüchtigt bei äußerlich robust aussehenden US-Modellen wie denen von Empire, ESL oder Rek-O-Kut sind von amerikanischen Vorbesitzern ausgeführte „Obstmesserreparaturen“. Also das ziemlich kraftaufwendige Herumdoktern und Verschlimmbessern mit ungeeignetem Werkzeug, wodurch nicht selten die Lager beschädigt werden. Dann tauscht der Fachmann solch demolierte Kugellager in den Armen gegen neue hochwertige Industrietypen aus.
Wer beim Ortofon-Tonarm RS 212 das Gegengewicht zu weit nach vorn schiebt, riskiert das Ausklinken der Zugfeder. Feldmann weiß, wie man die abgesprungene Feder für die Auflagekraft sensibel wieder einrenkt

Soll die kritische Antiskating-Einrichtung an den Sony-Tonarmen PUA-237 oder PUA-286 einen neuen Faden erhalten, bringen Feldmanns Fertigkeiten ebenfalls die Rettung.
Nicht jedermanns Sache ist das saubere, millimetergenaue Bohren von Löchern für die Tonarm-Montage bei den Plattenspielern TD 121 und TD 124. Für den Bad Homburger stellt die präzise Installation von Armen auf Thorens-Armbrettern – oder auch auf der Luxuszarge eines Garrard – dagegen Routine dar.

Hier bestimmt der Experte aus Bad Homburg in seiner Werkstatt den genauen geometrischen Punkt für eine Tonarm-Bohrung auf einem Thorens-Brett
Natürlich erleichtert es ihm die Arbeit, wenn er dafür vom Kunden eine Schablone oder wenigstens die geometrischen Daten des Tonarms erhält. Doch für manche historische Schätze liegen diese nicht vor und sind auch nicht auf der Internet-Plattform „Vinyl Engine“ recherchierbar. Dann vermisst er die Arme selbst und sorgt für korrekte Montage mit kleinstmöglichem Tangentialfehler.
Natürlich baut der analoge Dienstleister auch Tonabnehmer fachgerecht ein – bei geschlossenen Tonköpfen mit ihren beschränkten Platzverhältnissen mitunter eine Sisyphusarbeit, an der mancher schon verzweifelt ist.
Die korrekte Montage dieses Mono-Tonabnehmers Ortofon OM 25 D in eine Bakelit-Headshell von SME erforderte eine spezielle Unterkonstruktion

Vor allem, wenn weder Arm noch Kopf eine Möglichkeit zum Justieren des Überhangs bieten und deshalb das Pickup im Gehäuse – gäbe es sonst keine Schwierigkeiten – noch an eine genau definierte Stelle gesetzt werden muss. Was innerhalb des Kopfes mitunter eine komplizierte Befestigung mit speziell angefertigten Teilen erfordert.
Auf Kundenwunsch kann Feldmann bei diesen Arbeiten auch noch ein bestimmtes Gewicht des Tonkopfes erreichen. Interessant zum Beispiel für den Besitzer eines SME der ersten Serie (1959-1962) mit schwerem Gegengewicht, der außer seinem 30 Gramm wiegenden Ortofon SPU noch ein leichteres historisches Magnetsystem mit niedriger Nadelnachgiebigkeit verwenden will.
Attraktive Umbauten
Besonderes Know-how hat Peter Feldmann bei der Restauration aller Reibradspieler entwickelt, speziell natürlich beim Thorens TD 124, den viele Kunden vorbeibringen. Dafür fertigt er Tonarmbretter an und lässt sie in einem Spezialbetrieb in perfektem Finish schwarz lackieren.
Auch Sondermaße sind erhältlich – so das schmale Brett in einer etwas breiteren Version, auf welche die Grundplatte des japanischen Tonarm-Klassikers Lustre GST-1 passt.

Da der Lustre sich nur ab einer gewissen Höhe betreiben lässt und der Teller eines TD 121 dafür zu niedrig ist, fräst der Fachmann für die Aufnahme der breiten Basis eine Vertiefung ins Armbrett und versenkt so den Tonarm ein Stück
„Nicht Fisch, nicht Fleisch“ ist der seltene Tonarm MA-77 L von Micro Seiki – ein enger Verwandter des MA-88 –, der für das schmale Brett zu lang und das breite zu kurz ist. Bei konventioneller Montage würde der Sockel des Japaners unter dem Brett mit dessen Träger kollidieren.
Auch für dieses Problem weiß der Tüftler Rat. Der Arm kommt ganz ans Ende eines speziell angefertigten schmalen Bretts, das etwas länger ist und nach hinten über die Zarge ST 104 hinausragt

Selbst beim Anfertigen solch ungewöhnlicher Varianten achtet Feldmann auf Proportionen. Entgegen anfänglichen Befürchtungen sieht der Micro auf meinem TD 121 richtig gut aus.
Eine Glanzleistung ist der Umbau des Thorens-Tonarms BTD-12 S. Das Befestigen dieses Modells samt Brett und Lift an einem TD 121 oder TD 124 gestaltet sich nicht so einfach wie beim SME. Wegen der mittleren Strebe des Brettträgers muss das Liftgestänge umständlich auseinandergenommen, nach der Montage des Bretts wieder zusammengefügt und der Lift neu justiert werden.

Für meinen BTD-12 S hat Peter Feldmann ein neues Gestänge angefertigt. Es führt in einer Vertiefung der Brettunterseite über die mittlere Strebe des Trägers hinweg und übernimmt seine Aufgabe so präzise wie das Original
Dank dieser intelligenten Lösung kann der Tonarm direkt auf das Laufwerk montiert werden. Von der Oberseite des Chassis aus betrachtet – das ist mir wichtig – lässt sich der geschickte Umbau nicht erkennen.
Es sind aber auch Kleinigkeiten, aus denen Liebe zum Detail spricht:
Mit dem Modell BL 104 lieferte Thorens ab 1959 seinen ersten Werkstonarm. Er wurde auf den Plattenspielern TD 134 und TD 184 verbaut, war aber auch für den TD 124 erhätlich. Aus unerfindlichen Gründen hier allerdings ohne Armstütze.
Für die fehlende Armstütze hat Peter Feldmann die passende Lösung gefunden

Ein amerikanischer Kunde besaß für seinen Thorens-Wechsler TD 224 nur den einfachen Kopf des Tonarms BTD-12 S. Den unverzichtbaren Sensor hat Peter Feldmann nachgefertigt und in den Kopf eingebaut.

Unglaublich: Dieser Sensor für das Abtasten des Platten-Durchmessers am Wechsler TD 224 ist nicht original, sondern ein gekonnter Nachbau
Ebenso entstanden in Feldmanns Werkstatt eine Kopie des am SME-Tonarm der ersten Serie verwendeten Antiskating-Clips, der als Original kaum aufzutreiben ist, und der originalgetreue Nachbau eines Griffs für den Bakelit-Tonkopf am Holland-Plattenspieler Jobo 2800.
Uralt-Tonarme wie der Shure M 216 mit seiner zu schwachen Magnethalterung oder – wie im Bild – der ADC Pritchard, dessen Arretierung im Ruhezustand ebenfalls labil ist, erhalten eine maßgeschneiderte Befestigung aus Kunststoff oder Metall, die den Arm sicher hält

Für den Garrard 301 war vom englischen Hersteller ab 1956 gegen Aufpreis ein Plattenteller mit Stroboskoprand erhältlich. Ein Angebot, das offenbar viele Käufer nutzten, denn er ist auf dem Laufwerk häufiger als die Normalausführung anzutreffen.

Leider lieferte Garrard den Stroboskopteller ohne Beleuchtung, so dass man die Punkte per Handlampe anstrahlen muss. Auch für dieses Problem hatte Peter Feldmann mit einer stationären LED-Beleuchtung die passende Antwort
Bei allen verantwortungsvollen Arbeiten an den HiFi-Schätzen beweist der Fachmann Einfühlungsvermögen und einen „Blick“ für historische Belange. Immer wieder fragt er nach, ob geplante Modifikationen des Originals auch dem Kundenwunsch entsprechen.
Kein Wunder, dass bei solchem Service Kunden aus ganz Deutschland ihre Klassiker Peter Feldmann anvertrauen. Selbst Dirigent Herbert von Karajan nahm seine Dienste schon in Anspruch, als er den Plattenspieler in seinem Feriendomizil in St. Moritz von ihm justieren ließ.